„Total surreal, aber auch ein geiles Debüt“

FELIX AGU IM INTERVIEW ÜBER SEIN DEBÜT IN MÜNCHEN, DIE NATIONLAMANNSCHAFT UND VICTOR BONIFACE

24.09.25 von Moritz Studer | 4 Min

Felix Agu lächelt nach dem Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen.

In seinen fünf Jahren beim SV Werder verbindet Felix Agu mit der Auswärtsfahrt nach München mehrere tolle Erinnerungen. Der 25-Jährige feierte dort einst seine Bundesliga-Premiere und erlebte mit dem SVW im Januar 2024 eines der besondersten Werder-Spiele der vergangenen Jahre. Bevor die Grün-Weißen am Freitagabend wieder in der Allianz-Arena zu Gast sind, spricht Agu im WERDER.DE-Interview u.a. über sein Debüt unter anderen Umständen, die nigerianische Nationalmannschaft und das Erfolgsrezept für die Aufgabe an der Isar.

WERDER.DE: Moin Felix, vor fast fünf Jahren hast du dein Bundesliga-Debüt in der Allianz-Arena gefeiert. Wie ist deine Erinnerung an diesen Tag?

Felix Agu: Ich bin kurz vorher noch wegen Covid ausgefallen und war in Quarantäne. Ich war erst eine Woche wieder im Training und habe gar nicht mit einem Einsatz gerechnet, dann hat Florian Kohfeldt mich doch recht früh eingewechselt. Schade war, dass das Spiel damals nicht vor Fans stattfinden konnte. Trotzdem stand ich plötzlich vor David Alaba, der ein Vorbild von mir war und ich vorne rechts reingekommen bin. Das war total surreal aber auch ein geiles Debüt, weil wir einen Punkt geholt haben. Ein schöner Tag.

WERDER.DE: Hat es den Start damals erleichtert oder erschwert, vor leeren Rängen in der Bundesliga zu debütieren?

Felix Agu: Weil es ja nicht mein erstes Profispiel war, kannte ich die Erfahrung mit Publikum natürlich schon. Mir helfen die Zuschauer immer, in den Tunnel reinzukommen und alles andere auszublenden. Der Tag war für mich aber so besonders, dass es auch ohne die Fans sehr besonders war.

WERDER.DE: Mittlerweile hast du 68 Bundesliga-Spiele in verschiedenen Systemen und auf unterschiedlichen Positionen bestritten. Wie schnell hast du dich wieder an die Viererkette gewöhnt?

Felix Agu: Das ist schon nochmal anders, weil das System anders ausgelegt ist. Obwohl die Außenverteidiger viel mit nach vorne gehen, bin ich noch nicht in die Offensivaktionen reingekommen wie in der Dreier-/Fünferkette. Über die Zeit und die Spiele gewöhnst du dich aber immer mehr daran.

Felix Agu steht in der Allianz-Arena.
Felix Agu gab in der Allianz-Arena 2020 sein Bundesliga-Debüt (Foto: W.DE).

WERDER.DE: Auch als Mannschaft müsst ihr euch mit einigen frischen Neuzugängen noch aneinander gewöhnen.

Felix Agu: Es ist schon anders als in der letzten Saison, trotzdem aber ähnlich gut. Wir haben Top-Jungs dazubekommen, mit denen es Spaß macht. Die Gruppendynamik ist gut.

WERDER.DE: Mit Isaac Schmidt und Victor Boniface sind zwei weitere Teamkollegen mit nigerianischen Wurzeln dazugekommen. Gerade mit Letzterem scheinen Justin und Du euch besonders gut zu verstehen.

Felix Agu: Victor ist ein witziger Typ, mit dem man eine gute Zeit haben kann. Er hat sich gut integriert und hatte ja auch schon Kontaktpunkte mit Senne und Cam (Anm. d. Red.: Cameron Puertas). Wenn einer von den beiden, Isaac spielt ja schon für die Schweiz, nochmal mitkommen würde zur Nationalmannschaft nach Nigeria, würde ich mich freuen (schmunzelt).

WERDER.DE: Du selbst hast im Mai dein Länderspieldebüt gegeben, warst im September erneut für Nigeria nominiert. Welcher Stellenwert hat der neue Karriere-Step Nationalmannschaft für dich?

Felix Agu: Es ist eine große Ehre, einer von 24, 25 Spielern aus einem Land mit über 200 Millionen Einwohnern zu sein, der für Nigeria auflaufen darf – früher haben Spieler wie Jay-Jay Okocha dieses Trikot getragen. Gleichzeitig spürst du auch die große Verantwortung, die auf der WM-Qualifikation liegt, bei der es aktuell nicht allzu gut aussieht. Es ist natürlich ungewohnt, über die Länderspielpause nicht runterfahren zu können, sondern zehn Tage unterwegs zu sein – das ist es mir aber wert.

"Mio wird einen guten Tag brauchen und wir müssen dann Nadelstiche setzen, wie wir es vor anderthalb Jahren gemacht haben."

FELIX AGU

WERDER.DE: Bei Werder bist du übrigens der einzige Feldspieler, der noch keine einzige Pflichtspielminute verpasst hat. Was sagt das über deine Rolle beim SVW aus?

Felix Agu: Das ist natürlich eine Wertschätzung mir gegenüber, dass mir der Trainer gegen Frankfurt und Freiburg vertraut hat, wo meine Leistungen nicht gut waren. Sicherlich gehört zur Wahrheit aber auch dazu, dass zwei weitere Linksverteidiger ausfallen. Ich versuche meine Leistung weiter zu steigern und das Vertrauen zurückzuzahlen und der Mannschaft dabei zu helfen, wieder mehr Punkte zu sammeln.

WERDER.DE: Dafür wartet mit Bayern München die schwerstmögliche Aufgabe auf euch. Du weißt aus dem Jahr 2024 aber auch noch, wie es ist, dort zu gewinnen.

Felix Agu: Natürlich müssen dafür auch die Bayern einen schwächeren Tag erwischen und du selbst bei 100 Prozent sein. Mio wird einen guten Tag brauchen und wir müssen dann Nadelstiche setzen, wie wir es vor anderthalb Jahren gemacht haben. Es muss vieles zusammenkommen, wir glauben aber trotzdem daran – denn es sind noch einige dabei, die damals schon erlebt haben, in München zu gewinnen.

WERDER.DE: Bei deinem ersten Bundesliga-Spiel war David Alaba dein Gegenspieler, nun wird es voraussichtlich Michael Olise sein. Schaust du dir deinen Gegenspieler vorher gesondert an?

Felix Agu: Bayern-Spiele sind vor allem in der Champions League natürlich interessant und da ist er einer der Jungs, der dort aufdribbelt. Deswegen muss ich mir nicht hunderte Szenen angucken, um zu wissen, was auf mich zukommt. Wenn er einfach zu stoppen wäre, wäre er nicht Weltklasse. Ich habe gegen Top-Spieler schon gut verteidigt, dafür muss man aber mutig sein und darf sich nicht verstecken.

WERDER.DE: Wir wünschen viel Erfolg in München. Vielen Dank für das Gespräch Felix!

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