Werder II startet mit einem Unentschieden und einem Sieg in die Saison
29.09.25 von David Lobzhanidze
)
Am vergangenen Wochenende fand die erste Doppelrunde in der ersten und zweiten Schachbundesliga statt. Unsere zweite Mannschaft spielte im Nachbarort Kirchweyhe.
Das erste Bundesliga-Wochenende ist für SV Werder II insgesamt optimal verlaufen. Einen großen Anteil daran hatte IM Martin Breutigam, der in beiden Runden stark aufspielte und seine Partien verdient gewann.
Bemerkenswert war auch der Sieg von IM Collin Colbow in einem tiefen Endspiel gegen den erfahrenen Großmeister und ehemaligen deutschen Nationalspieler Christopher Lutz.
Ebenfalls stark präsentierte sich WGM Fiona Sieber, die mit 1,5 Punkten einen wichtigen Beitrag zum Mannschaftserfolg leistete.
Alles der Reihe nach: Unser erster Gegner am Samstag, den 27.09., war der Aachener SV. Beide Teams waren von der Spielstärke her ziemlich ausgeglichen, und der Wettkampf verlief bis zum Ende sehr spannend.
Unsere beiden Neuzugänge, IM Robert Baskin und GM Oleg Korneev, spielten ihre ersten Partien für uns jeweils remis – beide gegen ungarische Großmeister.
)
)
Robert wählte mit 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.g3 eine interessante moderne Variante, die meines Wissens nach noch keinen Namen trägt. Top-Großmeister wie Nodirbek Abdusattorov und Rameshbabu Praggnanandhaa haben diese Eröffnung in letzter Zeit häufiger gespielt – und das nicht nur im Blitz- oder Schnellschach.
Heutzutage wird ja fast alles ausprobiert, was zu vielen neuen Ideen in der Eröffnungstheorie führt. Allerdings bergen solche Systeme auch Risiken: Weiß läuft Gefahr, zu passiv zu stehen. Genauso wirkte es auch zu Beginn der Partie – die Stellung sah recht gefährlich für Weiß aus. Nach einigen Abtäuschen gelang es Robert jedoch, die Initiative zu übernehmen. Am Ende war es sogar Schwarz, der um Ausgleich kämpfen musste. Remis nach 28 Zügen.
Oleg spielte mit Schwarz gegen die englische Eröffnung und erreichte ohne größere Probleme Ausgleich. In der Endstellung sah es gefühlt sogar etwas angenehmer für ihn aus – ebenfalls remis.
)
)
Fiona spielte mit Weiß gegen die Hanham-Variante im Philidor und wählte ein aggressives System mit frühem g4 – ganz in ihrem Stil. Bereits aus der Eröffnung heraus stand sie klar besser.
Ihr Gegner, FM Rudolf Meessen, opferte einen Bauern, um Gegenspiel zu erhalten, konnte dafür aber keine ausreichende Kompensation nachweisen. Fiona baute ihren Vorteil konsequent aus und verwandelte die Partie schließlich souverän in einen vollen Punkt – ein ganz wichtiger Sieg für das Team!
IM Christian Richter stand mit Schwarz zunächst etwas unter Druck, konnte jedoch die gegnerische Initiative erfolgreich eindämmen.
)
)
IM Sven Joachim erreichte mit Schwarz souverän den Ausgleich. Beide Partien endeten remis.
Ich konnte mit Weiß aus der Eröffnung einen leichten Vorteil herausholen und stand insgesamt recht angenehm. Im Mittelspiel gab es mehrere Möglichkeiten, den Vorteil weiter auszubauen. Leider übersah ich an einer Stelle ein gegnerisches Manöver, wodurch die Stellung plötzlich sehr unklar wurde – gefühlt war es danach sogar leichter für Schwarz zu spielen. In Zeitnot unterlief mir schließlich ein weiterer Fehler, der zum Materialverlust führte.
Damit stand es 3:3, und zwei Partien liefen noch.
Martin hatte mit Weiß in einer Karlsbader Struktur leichten Vorteil und setzte seinen Gegner auch im Endspiel kontinuierlich unter Druck. Objektiv war die Stellung im späten Endspiel lange ausgeglichen, doch Martins hartnäckiges Spiel wurde schließlich belohnt: Der entscheidende Fehler seines Gegners war der Turmtausch – danach verwandelte Martin das gleichfarbige Läuferendspiel souverän in einen vollen Punkt, fast wie aus dem Lehrbuch.
Collin spielte mit Schwarz seine Lieblingsvariante im Sizilianer. Im Mittelspiel opferte er den h7-Bauern – ein typisches Motiv in dieser Struktur. Durch das Läuferpaar und Initiative im Zentrum sowie auf dem Damenflügel hatte er über weite Strecken genug Kompensation. Die Partie verlief äußerst turbulent: Zwischenzeitlich stand Collin auf Gewinn, dann war die Stellung ausgeglichen, später wieder unklar. In beiderseitiger Zeitnot entstand am Ende leider ein verlorenes Endspiel, das er nicht mehr retten konnte.
Endergebnis: 4:4 – genau wie in der vergangenen Saison.
)
)
Zweiter Spieltag: Starker 5:3-Sieg gegen SG Porz
Am Sonntag spielten wir gegen die SG Porz. Wir haben die Aufstellung leicht verändert: Statt unseres Kapitäns IM Christian Richter kam IM Gerlef Meins zum Einsatz. Solch ein Wechsel kann durchaus sinnvoll sein – und macht nicht selten auch die gegnerische Vorbereitung zunichte.
Ich wollte keine Risiken eingehen und sicherte mit Weiß in der Italienischen Partie ein Remis. Auch Sven war relativ schnell mit seinem Remis fertig.
Oleg setzte seinen Gegner mit Weiß in der Spanischen Partie unter Druck, blieb aber im weiteren Verlauf ebenfalls vorsichtig – ein weiteres Unentschieden.
FM Alexander Suvorov hatte gegen Robert eine gefährliche Vorbereitung ausgepackt, doch Robert war zum Glück aus eigener Erfahrung gut dagegen vorbereitet. Die Partie endete nach 23 Zügen mit einem sicheren Remis.
IM Gerlef Meins stand mit Schwarz zeitweise unter Druck, hatte jedoch die bessere Bauernstruktur. Er verteidigte sich sehr präzise. Sein Gegner, der erfahrene Großmeister Arkadi Rotstein, sah offenbar die langfristige Gefahr, durch seine schlechtere Struktur in Nachteil zu geraten, und forcierte daher mit einem Läuferopfer Dauerschach – ebenfalls Remis.
In den restlichen drei Partien hatten wir zwei vorteilhafte und eine schlechtere Stellung.
Martin spielte erneut eine typische Partie in der Karlsbader Struktur – mit Weiß. Sein Gegner bekam eindrucksvoll zu spüren, wie gefährlich dieses System werden kann. Martins Angriff war sehr stark, auch wenn Schwarz an ein, zwei Stellen recht gute Verteidigungsmöglichkeiten hatte. In Zeitnot und trotz einiger interessanter Gegenideen konnte der Gegner die Partie jedoch nicht halten.
)
In der Diagrammstellung folgte der elegante Zug 32.Tg4!! mit der Drohung Dxh7 und anschließend Th4#. Gleichzeitig war der f-Bauer nicht mehr gefesselt, und der schwarzfeldrige Läufer übernahm aktiv die Kontrolle über die lange Diagonale. Kurz darauf wickelte Martin ins Turmendspiel mit zwei Mehrbauern ab und gewann dieses problemlos.
Martin hat seine beiden Partien kurz für uns kurz kommentiert – siehe unten.
)
Fiona stand zwischenzeitlich in einem schwierigen Turmendspiel, konnte sich zunächst passiv verteidigen, aktivierte dann im richtigen Moment ihren Turm und rettete die Partie souverän.
Die Stellung war übrigens auch aus theoretischer Sicht interessant: Weiß kann hier keine Fortschritte mehr machen – Remis.
)
Als letzter war Collin noch am Brett – der an diesem Wochenende zwei sehr lange Partien spielte. Mit Weiß in der h3-Najdorf-Variante setzte er seinen sehr erfahrenen Gegner dauerhaft unter Druck. Am Ende erreichte er ein Endspiel mit Läufer gegen Springer und einem entfernten Freibauern – eine Konstellation, die gute Gewinnchancen versprach.
In der Diagrammstellung hat Weiß 46.Kh4 gezogen, mit dem Plan, einfach h7 Bauer abzuholen. Mit sehr präzisem Spiel verwertete Collin diesen Vorteil zum vollen Punkt.
Endergebnis: 5:3 – ein starkes Resultat!
Angesichts der kurzfristigen Umstellungen aufgrund eines unerwarteten Ausfalls in der ersten Mannschaft können wir mit dem Saisonstart beider Teams zufrieden sein.
Der nächste Spieltag für SV Werder II findet am 16.11. statt. Dann empfangen wir zu Hause unseren Nachbarn und Reisepartner SK Kirchweyhe II.